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Foto: Happy Birthday/Ida Zenna
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bekannte und Kolleg*innen,
Im Grunde, schreibt Yuval N. Harari in seiner „Kurzen Geschichte der Menschheit“, drehe sich die menschliche Evolution die längste Zeit um eine einzige Frage: Wie organisieren wir unser Zusammenleben in großen Gruppen, obwohl uns jeglicher biologischer Instinkt dafür fehlt? Ist das so? Wir fleißigen Kulturschaffenden stellen Dir und Ihnen, liebes Publikum doch so gerne die Frage: wie wollen wir zusammen leben? Und nun sollen wir dazu letztlich gar nicht in der Lage sein? Vielleicht wird diese Frage ja nur von den Falschen (nämlich uns, die wir zu dieser Jahreszeit im warmen Stübchen sitzen) an die Falschen (Dich und Sie, die wir mit dieser Nachricht via Internet erreichen) gestellt? Geht es vielleicht auch dort, wo alte privilegierte weiße Männer mit zornerfüllter Stimme den Untergang kultureller Diversität in Gestalt aufstrebender „Monokulturen“ beschwören, weniger um den Wunsch nach Aufbruch und Veränderung, sondern um die Sehnsucht, nach einer besseren Zeit – in der man für das geliebt wurde, wofür man sich selbst am meisten liebt?
Unser November steht im Zeichen dieses unmöglichen Zusammenlebens: Bei WAS GEHT DA UM, IM WOHNZIMMER DER STADT - Reformationstag als Geisteraustreibung erproben die Performer*innen von Club Real mit dem Kleist Forum Frankfurt (Oder) ein künstlerisches Format, um kulturpolitische Probleme auf metaphysischer Ebene zu bearbeiten. BELIEVE TANK – das Projekt über Glaubensfragen bittet die Tübinger*innen zur NÄCHSTEN RUNDE! mit Suppe an der großen Tafel. Im Begleitprogramm der Sonderausstellung zur Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit im Münchner NS-Dokumentations-zentrum zeigen Dorothea Schroeder und Team noch einmal Ausschnitte aus dem Theaterstück SCHLUCHTEN. Heiner Müllers autobiografischer Text Todesanzeige, über den Suizid seiner Ehefrau, seine damit verbundene Fassungslosigkeit, Verzweiflung und Wut, inspirierte Annett Göhre zu dem Tanzstück HAPPY BIRTHDAY, in dem sich eine Frau nach ihrem Tod in einer Gesellschaft voller Clowns wiederfindet. Und bei Stefan Dreher IF I WAS A DANCER erkunden Tänzer*innen und Musiker*innen der unterschiedlichsten Generationen wie ein Zusammen, Mit- und Nebeneinander möglich sein kann.
Wir wünschen einen anregenden November mit vielen anregenden Diskussionen und Begegnungen, die dazu geeignet sind, Hararis Eingangsthese zu widerlegen. Ihr/Euer Rat & Tat Kulturbuero (Katrin Dollinger, Anna Donderer, Laura Martegani) |
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