Doppelhamlet. Eine performative Installation

Papa ist tot. Onkel hat ihn umgebracht. Papa war König. Jetzt ist Onkel König. Und Mama schläft mit Onkel. Hamlet (Dänenprinz) hat ein Problem: Was tun? Es gibt zwei Hamlets. Der eine sagt: Die Wahrheit muss ans Licht! Mein privates Leid erzwingt den politischen Umsturz. Der andere sagt: Die Welt ist so kompliziert geworden. Ich nehme meine Pillen und genieße das Leben. Alles oder nichts!, sagt die verschmähte Ophelia und geht ins Wasser. Gertrud will lieber Königin bleiben: Die Macht ist besser als nichts. Kann man heute noch politisch denken? Kann man noch radikal sein? bösediva überträgt Motive aus Shakespeares „Hamlet“ in eine Ausstellung mit lebenden Kunstobjekten. Eine Einladung zur Hamletbegehung.

„Sie können sich frei im Raum bewegen. Sie sind völlig frei. Machen Sie sich ein Bild. Machen Sie sich ein anderes Bild“, so lautet eine Anweisung an das Publikum in der neuen Arbeit Doppelhamlet von bösediva. Und mit diesem ambivalenten Spiel von höflicher Einladung und unumgehbarer Aufforderung ist das Territorium markiert, in das die Zuschauer an diesem Abend gebeten sind, um ihre Erfahrungen mit Hamlet oder dem, was von Hamlet noch übrig ist, zu machen. Eindeutigkeit steht nicht zur Verfügung.

In der performativen Installation Doppelhamlet operieren bösediva leidenschaftlich, intrigant und radikal mit Widerständigkeiten. Inmitten der Videoprojektionen von Chris Kondek und den Soundcollagen von Jochen Arbeit errichten sie ein ästhetisches Regime präziser Unklarheit, einen eigenwilligen Nicht-Ort aus bestürzenden Bildern, Störgeräuschen und begehbaren Unbestimmtheitsräumen. Dort treffen sie auf die Performer Jochen Stechmann und John McKiernan, die sich im Wechsel von irritierender Verschlossenheit und körperlicher Verausgabung, in Zuständen von Aggression, Wahnsinn und hysterischer Nervosität der Begegnung mit den Zuschauern preisgeben. Für die Begegnung mit der Performerin Elisa Duca müssen die Besucher und Besucherinnen ein ganz besonderes Wagnis eingehen und ins Dunkle treten. So behauptet Doppelhamlet bewusst das Trennende, verweigert Zusammenhänge und erzeugt doch gerade in der gemeinsamen Erfahrung der Phantomschmerzen eines längst verlorenen Inhalts ein labiles Gleichgewicht, aus dem die Schönheit und Unerbittlichkeit des Abends entstehen. Sinn ist das, was übrig bleibt.

 


Eine Produktion von bösediva in Koproduktion mit PATHOS München und SOPHIENSÆLE. In Zusammenarbeit mit rAT&TAt kulturbuero. Mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt München, Kulturreferat. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und des Bezirks Oberbayern. Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.

Mit Jochen Stechmann, Elisa Duca, John McKiernan, Robin Detje
Musik Jochen Arbeit
Video Chris Kondek
Texte Robin Detje, William Shakespeare
Kostüm Elisa Duca, Andy Bonfini
Produktionsleitung, Dramaturgie Katrin Dollinger | Rat & Tat Kulturbüro
Regieassistenz Assaf Hochman (Berlin), Chris Möller (München)
Ton Adriano Angiolini
Licht/Technik Walter Freitag (Berlin) Goran Budimir, David Herzog (München)
Bauten
Uri Oppenheim (Berlin), Goran Budimir (München)
Fotos Eduardo Balanza
Presse: björn&björn

 

 

Premiere:
31. Mai 2013


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