Schau mer mal 19|20

In München gibt es eine große Bandbreite an kulturellen Angeboten. Neben dem Oktoberfest und dem FC Bayern hat die Landeshauptstadt einiges an Freizeitaktivitäten und Aufführungen zu bieten. Doch gerade in der darstellenden Kunst bekommt das Münchner Publikum oft nur die großen Häuser mit: Das Residenztheater, die Kammerspiele und das Volkstheater, genau wie die Bayerische Staatsoper und das Gasteig. Es gibt jedoch auch eine florierende Freie Szene der Darstellenden Künste, die sich auf die ganze Stadt verteilt und in den verschiedensten Formaten Aufführungen anbietet. Diese Aufführungen zeigen nicht nur die große Diversität der darstellerischen und erzählerischen Möglichkeiten, sondern bespielen auch unterschiedlichste Räume und Häuser.

Das Vermittlungsprogramm Schau mer mal hat sich zur Aufgabe gemacht, ausgewählte Aufführungen der Freien Szene Münchens sichtbarer zu machen und einen Dialog anzuregen zwischen der Münchner Stadtgesellschaft und ihren Künstler*innen. Durch Führungen, Einführungsgespräche und Vermittlungsformate sollen die unterschiedlichen performativen Herangehensweisen zugänglicher werden und die Aufführungsorte auf den Stadtplan gesetzt.

Vorgespräch am 27. September 2019 | 20:00 Uhr Foyer des HochX Theater und Live Art | Entenbachstraße 37 | München 

Ruth Geiersberger, die grande dame der Münchner Performancekunst, beschäftigt sich ihrer nächsten Arbeit mit Botanik: Wie kommunizieren Pflanzen? Und was können wir von ihren Kommunikationsstrategien lernen? Gemeinsam mit einem Team von WissenschaftlerInnen und KlangkünstlerInnen nimmt die Performerin in den Gewächshäusern des botanischen Gartens diese Phänomene unter die Lupe und lädt das Publikum zum Innehalten und Beobachten ein. In einer Einführungsveranstaltung am 27. September 2019 im Foyer des HochX gibt Ruth Geiersberger zudem einen Einblick in ihre experimentelle und interdisziplinäre Herangehensweise. Ihre Arbeiten, von ihr selbst „Verrichtungen“ genannt, sollen Inspiration und Anregung schöpfen und weitergeben. Hier werden Räume geschaffen, die das Denken sinnlich erfahrbar machen und zum genauen Hinschauen und Hinhören auffordern. 

Aufführungen: 04. – 06. Oktober 2019  
Uhrzeit: 19:00 Uhr 
Ort: in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens München Nymphenburg 
www.verrichtungen.de

Ein Tanz-Mashup, ein Bastard-Pop aus 1000 Diebstählen: In AUTOPLAY wird die copy & paste Taste zum Leitmotiv. Jede Bewegung, jeder Ton, jedes Bild ist ein „objet trouvé“ aus dem World Wide Web. Von zeitgenössischer Choreografie bis zum Harlem Shake, vom Videogame Fortnite bis zur Shampoo-Werbung, vom Selfie-Style auf Istagram bis zur global vermarkteten Pose von Michelangelos David – alles wird neu kombiniert, reorganisiert und gemixt. Mit AUTOPLAY schickt Moritz Ostruschnjak das Publikum in einen Raum aus Hyperlinks, die zum Bild des (digitalen) Daseins im 21. Jahrhundert verschmelzen – Utopie und Konsumterror, Subkultur und Populismus sind dabei immer nur einen Klick voneinander entfernt.

Das Kreativquartier beherbergt viele kulturelle Initiativen, Probenmöglichkeiten und Aufführungs- sowie Ausstellungsorte. Bei einem Spaziergang, geleitet von den Mitarbeiterinnen des Quartiersbüros, werden ausgewählte Orte besichtigt und deren Geschichte sowie aktuelle Nutzung näher erläutert. Anschließend wird Moritz Ostruschnjak eine Einführung in AUTOPLAY geben und einen kleinen Einblick in den Aufwärmprozess der Tanzenden ermöglichen.

Vorstellungen: 14. – 16. November 2019
Uhrzeit: 20:30 Uhr
Ort: Schwere Reiter | Dachauer Straße 114 | 80636 München
www.moritzostruschnjak.com

everything blue ist eine gemeinschaftliche Performance, die von zwei Perspektiven bestimmt wird. Die Münchner Choreografin Jasmine Ellis mit kanadischen Wurzeln trifft künstlerisch auf den in Wien lebenden brasilianischen Choreografen Evandro Pedroni. Beide tauchen ein in Strukturen und Symptome unserer Interaktionen. Wie steht es aktuell um die Kommunikation zwischen den Generationen? Wie wird Freundlichkeit oder deren Ausbleiben unbewusst zwischen den Generationen übertragen? Die Performance beleuchtet unterschiedliche Aspekte von Kommunikation und die darin liegenden Herausforderungen. Im Kontakt miteinander bricht das gegenseitige Interesse die eigenen vorgezeichneten Sichtweisen auf. Die kollaborativ erarbeitete Tanzperformance wird in zwei interagierenden Teilen erlebbar, die sich inhaltlich und choreografisch gegenseitig bereichern und ergänzen.

Schau mer mal, das Vermittlungsprogramm für die Freie Szene München, bietet einmalig die Möglichkeit, den Probenprozess der bevorstehenden Tanzperformance everything blue von Jasmine Ellis und Evandro Pedroni kennen zu lernen. Bei einem Probenbesuch am 09.1. gewährt die Produktion Einblick in ihren unfertigen Arbeitsstand und kommt mit den Besucher*innen ins Gespräch über Themensetzung, Inhalte und Herausforderung der Arbeit. Außerdem wird im Anschluss an die zweite Vorstellung am 17.1. ein Nachgespräch mit dem künstlerischen Team angeboten. 

Beide Formate finden auf Deutsch und Englisch statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung unter info@ratundtat-kulturbuero.de

Vorstellungen: 15., 17. & 18. Januar 2020
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: HochX Theater und Live Art | Entenbachstraße 37 | München

In ihrer Tanzproduktion SHE LEGEND begibt sich das Choreographinnen-Duo Rykena / Jüngst (Hamburg / München) auf die Suche nach den queeren Potenzialen der Comic-Welt und ihren choreographischen Übersetzungen auf die Bühne. Inspiriert durch die Bildgewalt, die abstrakten und bizarren Ausdrucksformen des Comics, verwandeln sich Lisa Rykena und Carolin Jüngst in futuristische, cyborgartige Gestaltenwandlerinnen. Sie zeichnen mit ihren Körpern dilettantische Antiheldinnen, größenwahnsinnige Charaktere und komplizenhafte Heldinnen. 

Mit überzeichneter Gestik und expressiver Mimik bewegen sie sich durch imaginäre Landschaften von Mythen, Legenden und apokalyptischen Geräuschkulissen. Sie interpretieren mit ihren Körpern Superkräfte,besingen die eigenen Metamorphosen, schaffen zeitgenössische mythologische Wesen. Sie befragen ihre eigene Heldinnenhaftigkeit und verkörpern dadurch nicht-konforme Figuren im Kampf gegen die Norm maskulinisierter Einzel-Held*innen.

Um für alle Anwesenden ein möglichst sicheres Aufführungserlebnis zu garantieren, wurde in der Corona-bedingten Neubearbeitung des Stücks auf die Anwesenheit des ca. 10-stimmigen Chors verzichtet, der in der ursprünglichen Fassung des Stücks (Kampnagel Hamburg, Dez. 2019) einen wichtigen Bestandteil bildete.

Der Zugang zu diesem Tanzstück soll durch einen Online-Probenbesuch erleichtert werden, bei dem die beiden Choreograph*innen mit ihrem künstlerischen Team das Stück und den Arbeitsprozess vorstellen und die Besucher*innen via Zoom zum gemeinsamen Bewegen und Austauschen einladen. Zusammen werden choreographische, tänzerische und stimmliche Ideen und Konzepte aus dem Stück erprobt und ein experimenteller, dilettantischer und freudiger Umgang damit gefunden. Die Bewegungseinführung eignet sich für alle interessierten Menschen, für neugierige Profis sowie für Laien und für Körper jeglicher Voraussetzung.


Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. Die Anmeldung zu den Vermittlungsformaten ist erforderlich. Fragen & Anmeldungen bitte per E-Mail an: info@ratundtat-kulturbuero.de

 

Premiere:
verschiedene Termine


 

Schau mer mal ist eine Veranstaltungsreihe von Rat&Tat kulturbuero. Mit freundlicher Unterstützung vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München. In Kooperation mit der Theatergemeinde München