rodeo festival 2024

Das Rodeo Festival

Seit 2010 ist rodeo Teil der Kunstszene in München. Das biennale Festival gibt Einblicke in die Vielfalt der Münchner Tanz- und Theaterszene, dient dem Austausch und der Vernetzung von lokalen und internationalen Kunstschaffenden, setzt neue künstlerische Impulse und diskutiert aktuelle kulturpolitische Themen.

Über die Jahre hat sich rodeo zu einem Anlaufpunkt für lokale, nationale sowie internationale Akteur*innen der freien Szene entwickelt. Die Festivalausgaben 2024 und 2026 werden vom HochX bzw. dem Theater und Live Art München e.V. veranstaltet.

Die künstlerische Leitung haben Ute Gröbel und Antonia Beermann inne. Das Festival wird gefördert von der Landeshauptstadt München und ist Mitglied bei FestivalFriends, einem Zusammenschluss regionaler Festivals der Freien Darstellenden Künste in Deutschland.

RODEO 2024: Jeder Körper ist ein Signal

Bei rodeo 2024 steht der Körper im Mittelpunkt: als männlich oder weiblich, jung oder alt, gesund oder krank gelesener; als der „Norm“ entsprechend oder diese überschreitend: als queerer, virtueller oder kollektiver Körper. 

Körper sind mehr als Knochen und Haut, sie sind Seismographen unserer Gesellschaft. Werte, Ideologien, Wunschvorstellungen schreiben sich in sie ein. Wie wir Körper wahrnehmen, wie wir Körper behandeln ist eine eminent politische Frage. Zuletzt hat auch die erstarkende Rechte den Körper als Schlachtfeld für sich entdeckt, indem sie gegen „Gender-Ideologie“ und sexuelle Selbstbestimmung hetzt.

Gegen diese repressiven Politiken setzt die diesjährige rodeo-Auswahl ein Zeichen für die Vielfalt. In ihren Arbeiten feiern die Künstler*innen den Widerstand, begehren auf oder kämpfen sich ab. Es geht um Visionen und Utopien für ein besseres Morgen aber auch um Schwäche, Erschöpfung, Verletzlichkeit. 

Wie bleiben wir zärtlich in Zeiten der Verrohung? Wie schaffen wir es, dass unsere Echokammern und Bubbles wieder durchlässig werden? Die 12 ausgewählten Stücke sind ein Plädoyer für Empathie und Zugewandtheit – den Menschen gegenüber und den Dingen, die uns umgeben.

Naturkreislauf

Mit 15 Laientänzerinnen und -tänzern ab 50 Jahren hat die Choreographin Kathrin Knöpfle mit ihrem Team in den letzten Monaten die Performance „Naturkreislauf“ erarbeitet. Der Titel ist Thema und Ort zugleich, denn das Stück ist ein durchgehender Tanz auf dem Weg durch den Sendlinger Südpark. Lichtungen, Mooshügel, urwüchsige Bäume, lange Äste oder raschelnde Zweige bilden den Rahmen für verschiedene Szenen. Auch ein überdimensionales Vogelnest, eine Installation von der letztjährigen Naturkunstbiennale im Südpark, dienst als Kulisse für einen Auftritt. 

Entlang einer Baumallee werden sprechende Hände sichtbar, Mooshügel wandeln sich zu Inseln, ein Nest bietet Geborgenheit, mitten im Wald erklingen Hölzer und Stimmen. Ein durchgehender Tanz begleitet den Weg durch den Wald, der alle Sinne anspricht. Über mehrere Monate hinweg erarbeitete eine Gruppe von Laientänzer*innen Ü50 zusammen mit Kathrin Knöpfle und ihrem Team einen bewegten Spaziergang durch den Südpark. An insgesamt 11 Stationen finden Begegnungen statt zwischen Tanz, Natur, Gesang und Musik.

Eintritt frei
Zu den Veranstaltungen bitte anmelden: info@kathrinknoepfle.de

Wolpertinger in Progress

Eine Performance von und mit Benno Heisel

So eine Show haben Sie noch nie gesehen. Versprochen. Wolpertinger – in Progress ist eine einzigartige Mischung aus Objekt- und Figurentheater, Robotik und Stand-Up-Comedy. Ein Solo, das Songs von Jazz bis Breakcore mit literarischen Texten verbindet. 

Zum ersten Mal betritt ein Wolpertinger die Bühne. Doch leider verläuft nichts wie geplant: Statt von seinen eigenen Leben und Träumen zu singen und zu erzählen, muss er sich mit all den anderen Lebewesen herumschlagen, die Teil seines Körpers sind. Und die sehr andere Vorstellungen davon haben, wie dieser Abend laufen soll. 

Die Show Wolpertinger in Progress ist die erste Stufe eines Projekts, das im Dezember diesen Jahres im Rationaltheater seine finale Premiere feiern wird. Benno Heisel zeigt Ausschnitte aus dem Programm und gibt Einblicke in den Entstehungsprozess zwischen Werkstatt, Tonstudio und Probenraum. 

Making of a Man

Ein*e Tänzer*in, eine Projektionsfläche, eine Live-Kamera, ein paar durchtrainierte Bauchmuskeln und der Versuch einer Antwort: Wie „macht“ ein Körper Männlichkeit und wie formen unsere Vorstellungen von Männlichkeit die Welt, in der wir leben?

Mit einer Mischung aus Popkultur, Politik und persönlichen Interviews ist Making of a Man eine Erkundung von Hypermaskulinität, männlichen Heldentaten und den verletzlichen Seiten der Männlichkeit. Es ist ein Blick auf die undichten Gefäße, die wir für unsere männliche Identität bauen, und auf die Art und Weise, wie Konstruktionen von Männlichkeit zum lang anhaltenden Durchhaltevermögen des Patriarchats beitragen. Wie können wir jenseits der starr gemeißelten Codes der Männlichkeit andere Wege des Zusammenseins in der Welt finden?

go drag! munich

Unter dem Titel „go drag! munich“ findet von 1. bis 5. Mai Münchens erstes Drag-Festival im Pathos Theater, dem Gasteig HP8 und weiteren Spielorten statt. 

Was macht einen Mann aus, was eine Frau? Gibt es solche Kriterien überhaupt? Und wenn ja, wie sinnvoll sind sie? Vom 1. bis zum 5. Mai 2024 werden Künstler*innen in ganz unterschiedlichen Performances diese Fragen stellen – und auf vielfältige Arten Antworten geben.

Cabaret Shows präsentieren sowohl erstklassige Drag-King-Talente aus München als auch Newcomer und internationale Künstler*innen. Bei rund 30 Veranstaltungen an 5 Tagen ist von Theaterszenen mit Puppen über Lecture Performances bis zu Konzerten alles geboten: Glitzer und Glamour, Tiefgang und Tragik, große Gefühle und viel Witz. Diskussionen, Vorträge und Ausstellungen laden dazu ein, Drag als künstlerische und politische Ausdrucksform zu erkunden. Filme zum Thema und ein Drag-Flohmarkt komplettieren das Programm.

„München hat eine lebendige und vielfältige Drag-Szene“, sagt Dominik Krause, Zweiter Bürgermeister der Stadt München und Schirmherr des Festivals. „Die Stadt fördert schon lange queere Kultur und Lebensweisen. An dieser Stelle freut mich das besonders, weil ganz unterschiedliche Institutionen zusammenarbeiten, um das Festival auf die Beine zu stellen. Ich hoffe, dass die Sichtbarkeit, die das Drag-Festival für queere Kultur schafft, auch den Austausch, das Verständnis und ein gutes Miteinander in der Stadtgesellschaft fördert.“

„go drag! munich“ wurde initiiert vom PATHOS Theater und der Gasteig München GmbH. Partner sind das HochX, das schwere reiter, das NS-Dokumentationszentrum München, das Theater Drehleier und die Kunsthalle München. Kuratiert wird das Festival von der Genderperformance-Legende Bridge Markland aus Berlin und der Münchner Drag-Künstlerin Ruby Tuesday. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die bekannten Drag-Queens, also Männer, die Frauen verkörpern. Stattdessen konzentriert sich das Festival bewusst auf Drag-Kings und Quings, dargestellt von weiblichen, trans* und nicht-binären Künstler*innen.

„Das go drag! festival kommt in einer speziell für München zusammengestellten Version daher, die die Welt so noch nicht gesehen hat, und ist weltweit das einzige Festival mit diesem Fokus“, sagt Kuratorin Bridge Markland. „München hat eine junge, sehr lebendige und kreative Szene von Drag-Kings und Quings, die es zu unterstützen gilt.“

Gerade Menschen, die bisher wenig mit der queeren Kulturszene zu tun hatten, könnten entdecken, wie vielfältig diese ist: Während Cora Frost als Peter Frost bei einem Rockkonzert tief in ein empfindsames Macho-Herz schauen lässt, berichtet Majic Dyke aus Kenia in einer Lecture Performance über die Rechte von queeren Menschen vor Ort. Pandora Nox, Gewinnerin des Drag-Race Germany, vermittelt in einem Workshop ihre besten Drag-Moves. Bridge Markland selbst erzählt nicht nur aus ihrem Leben und Werk, sondern entstaubt klassischen Theater-Stoff mit Performance, Puppenspiel und Playback für ein breites Publikum. Künstlerin, Veranstalterin und Drag-Daddy Ruby Tuesday zeigt eine Ausgabe von Münchens einziger Herrenimitator*innen-Revue „Kings of Munich“.

Dream of a child, song of a theatre

Eine Recherche über Träume von PATHOS theater, Traummaschine Inc. und Münchner Schüler*innen

„skills and dreams“ (Für alle ab 8 Jahren)

Wachwelt und Traumwelt liegen manchmal ganz nah beieinander. Welche Welt von den beiden echter ist? Alles verändert sich ständig: Wo vorher eine Katze war, ist jetzt eine Tante, ein Kratzbaum wird zum Haus. Mit Träumen und Texten von Münchner Schüler*innen, Amina Hassan und Lili Roesing vom Studiengang Szenisches Schreiben der UdK Berlin, erweckt in „skills an dreams“ Traummaschine Inc. eine geheimnisvolle Geschichte zum Leben.

Im Sommer 2025 folgt der zweite Teil mit dem QR-Walk „Stoffe und Träume“, in dem das Theaterkollektiv mit den Partnerschulen der Geschichte der Unternehmerin Rosa Klauber und ihrer Spitzenwäschefabrik auf dem heutigen Kreativquartier nachspüren.


„Dream of a child, song of a theatre“ ist eine dreijährige Zusammenarbeit des PATHOS theater mit dem Theaterkollektiv Traummaschine Inc.. Im Rahmen des Förderprogramms Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum der Kulturstiftung des Bundes finden zwischen 2023 und 2025 zahlreiche Workshops, Aufführungen und ein QR-Walk statt. Dank der Projektförderung wird die Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern vertieft und die Grundlage geschaffen, um neue Allianzen zu schmieden.

„In Dream of a child, song of a theatre“ fließen zwei Arten von Träumen ein: Da sind einerseits die surrealen, verwirrenden oder gar erschreckenden, die im unbewussten Zustand des Schlafs über uns kommen. Andererseits die bewussten des Wachzustands, die aus Wünschen und Zielen für das eigene Leben bestehen. Die Recherche über Träume startete im Juli 2023 mit einer dreimonatigen Workshop-Phase mit zwei Münchner Partnerschulen, der Parzival-Schule und dem Sonderpädagogischen Förderzentrum, während der Schüler*innen und Erwachsene aus unterschiedlichen Kontexten in einer sicheren Umgebung über ihre Traumbilder austauschten. Mit Stoffen, Fäden und Farben wurde mit Traumbildern handlich experimentiert und gemeinsam geträumt. Die gesammelten Textfragmente bilden so die Grundlage für ein Stück, das zwei junge Autor*innen vom Studiengang Szenisches Schreiben der UdK Berlin, Amina Hassan und Lili Roesing für die szenische Einrichtung von „skills and dreams“ (Teil 1) schreiben. Der Bühnenbildner Markus Lohmann und der Visual-Artist Lionel Dante Dzaack erschaffen gemeinsam mit Traummaschine Inc. eine sich wandelnde, interaktive Installation, in der Wachwelt und Traumwelt sich berühren.

Im Sommer 2025 folgt dann der zweite Teil „Stoffe und Träume“, der als Multimedia Walk für Kinder ab 8 Jahren mithilfe eines Smartphones jederzeit besucht werden kann.

Traummaschine Inc. wurde 2022 als multidisziplinäres Ensemble für seine bisherigen Leistungen und seine ungewöhnlichen künstlerischen Positionen mit dem Förderpreis der Landeshauptstadt München im Theaterbereich ausgezeichnet. Durch die Kunstsparten übergreifende Zusammensetzung der Gruppe wird das Publikum auf vielfältigen Ebenen angesprochen. Dabei treffen spannende Geschichten auf richtig guten Humor, gesellschaftspolitische Themen auf magische Momente, Aufklärendes auf Phantastisches, musikalisches Vergnügen auf ungewöhnliche Spielorte.

Seit 2019 hat das PATHOS theater eine eigene Sparte für junges Publikum. Von Anfang an waren die Theaterprojekte vom Theaterkollektiv Traummaschine Inc. Teil des Spielplans, ob im Theater oder an öffentlichen Orten in der Stadt.Wie zuletzt in ihrem Stück „Die Beute. Ein Einbruch in das koloniale Labyrinth“, lassen sie mit „skills and dreams“ und „Stoffe und Träume“, Kollektivität und Partizipation im Mittelpunkt ihres kreativen Schaffensprozesses rücken. Durch die Kooperation mit jungen Autor*innen und lokalen Partnerschulen möchten die Projektpartner neue Impulse im Kinder- und Jugendtheater setzen.

Bösemann

Kinderoper von Steingrimur Rohloff, Libretto von Jesper B. Karlsen für alle ab 7 Jahren

Bösemann erzählt von einem 7-jährigen Jungen, der seine Mutter und seinen Vater lieb hat – so lieb wie Cola mit Strohhalm, Geschenke mit Schleife und Schokolade. Aber wenn der Vater sehr wütend ist, schlägt er zu. Dann stellt sich der Junge vor, dass sein Vater zu Bösemann wird. Eines Tages beschließt der Junge, einen Brief an den König zu schreiben: „Lieber König. Papa haut. Ist es meine Schuld?“ Zum Glück dauert es nicht lange, bis Hilfe vor der Tür steht.

Durch die Magie der Musik und mit einer Puppe als Hauptfigur macht die Oper hellhörig für das Thema Gewalt in der Familie und zeigt, dass man sich nicht fürchten muss, mutig zu sein. Die Musik hat der vielfach ausgezeichnete Komponist Steingrimur Rohloff geschrieben. Das Libretto stammt vom Dramatiker Jesper B. Karlsen. Inspiration fanden sie im Bilderbuch Bösemann von Gro Dahle und Svein Nyhus. In Dänemark wurde Bösemann für „Beste Kindervorstellung“ nominiert, vom Magazin CHP Culture als „Oper des Jahres“ und bei YAMawards als „Beste Oper für junges Publikum“ ausgezeichnet.

Co-Creation Lab 3

Zum dritten Mal versammelt die Initiative TanzQuelle lokale Tänzer*innen und internationale Choreograf*innen für einen gemeinsamen Tanzabend im HochX. Der Abend beginnt um 19:00 Uhr mit einem Programm im Foyer. Dabei wird die Choreografin Cristina D’Alberto ihr Projekt „Entering TIME: the intergeneration movement explorer“ vorstellen und dabei Eindrücke von den Performer*innen und dem Publikum aufnehmen. 

Darauf folgt das zweiteilige Abendprogramm „Co-Creation Lab“. Das Produktionsformat „Co-Creation Lab“ präsentiert seine Ergebnisse auf der HochX-Bühne und bietet Münchner Tänzer*innen die Möglichkeit zur künstlerischen Erkundung mit einem Gastchoreografen. Dies fördert neue kreative Ansätze, verbessert die Fähigkeiten der Tänzer*innen und trägt zu einer besseren Vernetzung innerhalb der Münchner Tanzszene bei. In der Ausgabe von 2024 wurde Constantin Georgescu eingeladen, der bereits in der Ausgabe von 2022 eine Kreation präsentiert hat. Diese Entscheidung entspricht dem Wunsch der Performer*innen Bianca Bauer, Eléonore Bovet, Laura Manz, Paula Niehoff und João Santiago nach Kontinuität. Georgescus choreografisches Spektrum reicht von Ballettrekonstruktionen und zeitgenössischen Tanzstücken bis hin zu multimedialen Installationen und Tanzvideos.

In der Improvisationssession mit dem Titel „Fresh Made Jam“ zeigen die Münchner Performer*innen Sophie Charlotte Becker, Matteo Carvone und Emmanuelle Rizzo die Ergebnisse einer Forschung über improvisatorische Tools für eine interaktive Performance. Die Session integriert partizipative Elemente, um das Publikum und Gäste aktiv einzubeziehen.

Bildbeschreibung: Zu sehen sind zwei tanzende Körper in einer Hebefigur. Die hintere Person – in dunklen Trainingsklamotten – ist zu sehen von den Knien bis zur Schulter und hebt die vordere Person verkehrt herum. Sie ist von hinten zu sehen, trägt ein olivgrünes Oberteil, blaue Hosen und einen geflochtenen blonden Zopf.

Blackouts

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Die Performance „Blackouts“ entwirft die Idee eines menschlichen Kraftwerks und stellt sich den gesellschaftlichen Fragen, die aus diesem Konzept resultieren: Wenn also menschliche kinetische Energie zur Energiegewinnung genutzt werden kann — wie verändert sich dadurch unser (Selbst-)Verständnis im Umgang mit unserem Körper? Ordnet sich der Mensch auf diese Weise gleichwertig in einen „natürlichen“ Energiekreislauf ein und überkommt somit dem selbst konstruierten Dualismus Mensch/ Natur? Oder entspinnt sich nur ein neuer Kreislauf der Ausbeutung und Ausgrenzung: Wer wird für die Stromerzeugung herangezogen? Welche Körper sind nach diesem Prinzip „verwertbar“, welche nicht? 

Kollektivität wird der Kapitalisierung menschlicher Körper gegenüberstellt. So entsteht eine immersive Performance, die dem Publikum die Möglichkeit gibt, einen Diskurs über den Nutzen und Verbrauch von Energien mitzugestalten. Jede*r Besucher*in erhält einen Bewegungszähler und wird somit Teil des menschlichen Kraftwerks, welches Schritt für Schritt immer wieder neue Level erreicht. Dabei treffen Superheld*innen auf Bodybuilder*innen, Cowboys* auf schwangere Poledancer*innen, und eine Line-Dance-Gruppe auf einen Headbanging-Chor — so dass am Ende nur die Frage bleibt, wer hier eigentlich wen antreibt und ob Tränen die krisensicherste Währung sind?

Scratching Trees #2

Was in der Biosphäre des Waldes geschieht, wird nicht vergessen oder überwuchert – sondern gespeichert. In Scratching Trees#1 wurde im März 2023 das Publikum eingeladen zu erfahren, wie Geschichte ein Ökosystem verändert. 
Im ersten Teil der Recherche ging es dabei vor allem um die Gewalt, die Jüd:innn und Partisan:innen während der deutschen Besatzung im Białowieża Wald erfahren haben an der Grenze von Polen und Belarus. 
Der Fokus des zweiten Teils der Recherche im Herbst liegt nun auf der Gegenwart in dem Waldgebiet an dieser europäischen Aussengrenze. 
Dabei manifestieren sich Stimmen und Geister aus unsichtbaren Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünften des Naturwaldes. Es singen in der Lothringer13 Halle Wisente im Chor über ihre Liebe zur Abwesenheit und der Sehnsucht nach Unsichtbarkeit. Mittendrin ein DJ an seinem Pult, beschäftigt damit, Vergangenheiten zu loopen und das Wachsen des Grases hörbar zu machen.

Scratchings Trees, Volume#1 und #2 versteht den Baum als (Schall)Platte und sucht beim Abtasten von Jahresringen nach gewaltvoll verdrängten Narrationen gestern und heute. 
Die Geschichte vom Idyll des Waldes zeigt hier seine unheimliche Seite.