MUJE

von ZINADA

Via Klang, Bewegung und Licht sucht die Tanzperformance MUJE nach einer anderen, einer neuen Wahrnehmung von Harmonie. Einer Harmonie, die Dissonanzen akzeptiert und so zur Metapher für die Komplexität menschlicher Beziehungen wird. Inspiriert von Jazz-Improvisation bewegen sich zwei Tänzer*innen, eine Musikerin und ein Lichtdesigner in einer Landschaft sich ständig wandelnder Rhythmen und Bewegungen. Unterschiedliche Stimmen, die sich mal unterbrechen, mal gewähren lassen und so Neues, Verbindendes erschaffen. MUJE feiert das Unbekannte, das Verstörende, die unermüdliche Suche nach einem Gleichgewicht, das möglicherweise nie vollständig erreicht wird.

To B.E.

eine performative Installation von Cristina D’Alberto

„To B.E.“ ist eine performative Arbeit, die die vielschichtige Beziehung der Künstlerin zu Mutterschaft erforscht. Ausgehend von ihren Erfahrungen mit Schwangerschaft, Geburt und Muttersein erforscht das Stück die Komplexität der Angst vor dem Vergehen der Zeit, den Wunsch, ganz im Moment präsent zu sein, und den Prozess des Einfangens, Ehrens und Erlebens von Zeit.

Die Performance erforscht das komplexe Geflecht der Fürsorge und hinterfragt Stigmata, die die westliche Gesellschaft oft mit traditionellen, patriarchalischen Vorstellungen von Mutterschaft verbindet. Durch eine Reihe von Bewegungen und emotionalen Gesten verkörpert die Tänzerin komplexe Emotionen, die beim Übergang zur Rolle als Mutter entstehen.
Die Choreografie zeigt die Verstärkung von Ambivalenzen – ein Auf und Ab zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und persönlichen Wünschen. Die Darstellerin bewegt sich durch den Raum und durch innere Zustände, die den inneren Kampf vieler Frauen in ihrer neuen Rolle als Mutter widerspiegeln. 
To B.E. ist eine Tanzinstallation, die die Erforschung von Bewegung mit immersiven Klanglandschaften und Videoszenen verbindet. Das Publikum wird eingeladen, durch einen Raum zu navigieren, in dem intime und flüchtige Momente offenbaren, was tief im Inneren liegt. „To B.E.“ ist ein Ritual, das die Gegenwart ehrt, mit Dankbarkeit als auch mit Furcht. Eine Hingabe der Liebe für Schöpfende als auch für Erschaffene. 
Eine Erfahrung, die geteilt werden möchte.

Wolpertinger – eine Parasitcom

von und mit Benno Heisel

Stell Dir vor, du bist ein Wolpertinger und Du machst so Dein Ding. Dein Körper setzt sich zusammen aus vielen verschiedenen Lebewesen und die meisten davon sind auch ganz in Ordnung. Nur irgendwann beschließt ein Teil von Dir, dass es zum Star geboren ist, und zerrt euch alle einfach auf die Bühne. Was würdest Du tun?

Eine Komödie über Arbeit, Identität und Freiheit, erzählt als Reise durch einen Körper. Hier trifft Animatronik auf Schattentheatertechniken, das Geschichtsverständnis von Gesichtsmilben auf Musikkabarett und Gemeinsamkeit auf Gemeinheit. 

Für diejenigen, die schon die Tryouts im April gesehen haben: Dies ist eine komplett neue Show. Schöner, merkwürdiger und noch besser.

the loom of it all

C. (oder L. oder M.) ist in eine tiefe Krise geraten. Sie lebt von vietnamesischen Bandnudeln, die ihr vor die Tür gestellt werden, dem Flackern des Bildschirms auf ihrem Gesicht, ihrem Hämmern auf die Tastatur. Bis sie feststellt, dass jemand – G. – in ihren digitalen Kosmos eingedrungen ist, sämtliche ihrer Accounts und Logins benutzt, sich von ihrem Geld Gemüse im Biomarkt kauft. C. lässt das geschehen, beobachtet gespannt die Daten, die sie vom Treiben ihres neuen Gegenübers unterrichten. Ein digitales Verhältnis beginnt, Identitäten vermischen sich, werden weitergereicht, übernommen und bringen einen neuen Drive ins Leben. Der eigenen Identität entledigt, sieht sich C. nach einer neuen um. Wie wäre es mit Hulk Hogan, der immerhin mithilfe eines Kugelschreibers einen Airbag zum Platzen gebracht hat, bevor er sich für Trump die Hemden vom Leib riss? C.s Gedanken formen sich zu einem monologhaften, mäandernden Langgedicht, Vorlage für eine aufregende Performance.

In dem kollektiven Autor*innenprojekt für eine*n Spieler*in – halb Mensch, halb Pixel – geht es um Liebe und Identitätsverlust im Netz, KI, Roland Barthes, Hulk Hogan und die Weiten des digitalen Raums.

SWEATS

Bequem, günstig, unisex – obwohl viele Gründe dafür sprechen Jogginghosen zu tragen, ist sie nicht überall gerne gesehen. Wer entscheidet, welche Kleidung zu welchen gesellschaftlichen Anlässen angemessen ist? Wer ist die Gesellschaft überhaupt und wer nicht? Vieles bleibt unausgesprochen, aber alle scheinen zu wissen, was gemeint ist. 
In SWEATS geht es uns darum, was Style mit Bildungs- und Chancenungleichheit zu tun hat, es geht um Adidas und die Klassenfrage, um KIK und die deutsche Knigge-Gesellschaft.
Im Englischen heißen Jogginghosen „sweatpants“ – Traummaschine Inc. singt
und tanzt, bis sie keucht und schwitzt und fragt, für welche unveränderbaren
Rollen uns die Schule trainiert und welche Vorurteile endgültig auf die
Ersatzbank geschickt werden müssen. 
Obendrauf gibt es ein paar Nachhilfestunden in Sachen Mode.

Everything That Is Wrong With Me

Die neueste Tanzperformance von Jasmine Ellis Projects Everything That Is Wrong With Me setzt sich mit den Überschneidungen von Identität und Kreativität auseinander. Dabei wird der Reichtum neurodiverser Perspektiven mit dem Konzept der ‚radical softness‘ gefeiert. Verletzlichkeit wird als kraftvolles künstlerisches Mittel eingesetzt, zarte und dynamische Bewegungen verkörpern die Komplexität menschlicher Erfahrung. Mit sechs Tänzer*innen und Live-Musik von Olicía und Lukas Bamesreiter schafft das Stück eine multisensorische Reise, die gesellschaftliche Normen in Frage stellt und unser Verständnis von Normalität und Abweichung neu definiert.

Bildbeschreibung: Das Hochkantfoto in Sepia-Färbung hat einen feinen orange-roten Rahmen. Zu sehen sind in Nahaufnahme die beiden Tänzer Jacob und Charles. Jacob blickt intensiv direkt in die Kamera. Er trägt Kajal, einen kleinen Schnurrbart, ein weißes Kostüm und Tattoos am Hals. In einer Pose, die wir nicht ganz erkennen können, hält er Charles nackten Rücken, auf dem man auch mit Sepia-Stich seine viele Sommersprossen sieht.

rodeo festival 2024

Das Rodeo Festival

Seit 2010 ist rodeo Teil der Kunstszene in München. Das biennale Festival gibt Einblicke in die Vielfalt der Münchner Tanz- und Theaterszene, dient dem Austausch und der Vernetzung von lokalen und internationalen Kunstschaffenden, setzt neue künstlerische Impulse und diskutiert aktuelle kulturpolitische Themen.

Über die Jahre hat sich rodeo zu einem Anlaufpunkt für lokale, nationale sowie internationale Akteur*innen der freien Szene entwickelt. Die Festivalausgaben 2024 und 2026 werden vom HochX bzw. dem Theater und Live Art München e.V. veranstaltet.

Die künstlerische Leitung haben Ute Gröbel und Antonia Beermann inne. Das Festival wird gefördert von der Landeshauptstadt München und ist Mitglied bei FestivalFriends, einem Zusammenschluss regionaler Festivals der Freien Darstellenden Künste in Deutschland.

RODEO 2024: Jeder Körper ist ein Signal

Bei rodeo 2024 steht der Körper im Mittelpunkt: als männlich oder weiblich, jung oder alt, gesund oder krank gelesener; als der „Norm“ entsprechend oder diese überschreitend: als queerer, virtueller oder kollektiver Körper. 

Körper sind mehr als Knochen und Haut, sie sind Seismographen unserer Gesellschaft. Werte, Ideologien, Wunschvorstellungen schreiben sich in sie ein. Wie wir Körper wahrnehmen, wie wir Körper behandeln ist eine eminent politische Frage. Zuletzt hat auch die erstarkende Rechte den Körper als Schlachtfeld für sich entdeckt, indem sie gegen „Gender-Ideologie“ und sexuelle Selbstbestimmung hetzt.

Gegen diese repressiven Politiken setzt die diesjährige rodeo-Auswahl ein Zeichen für die Vielfalt. In ihren Arbeiten feiern die Künstler*innen den Widerstand, begehren auf oder kämpfen sich ab. Es geht um Visionen und Utopien für ein besseres Morgen aber auch um Schwäche, Erschöpfung, Verletzlichkeit. 

Wie bleiben wir zärtlich in Zeiten der Verrohung? Wie schaffen wir es, dass unsere Echokammern und Bubbles wieder durchlässig werden? Die 12 ausgewählten Stücke sind ein Plädoyer für Empathie und Zugewandtheit – den Menschen gegenüber und den Dingen, die uns umgeben.

Naturkreislauf

Mit 15 Laientänzerinnen und -tänzern ab 50 Jahren hat die Choreographin Kathrin Knöpfle mit ihrem Team in den letzten Monaten die Performance „Naturkreislauf“ erarbeitet. Der Titel ist Thema und Ort zugleich, denn das Stück ist ein durchgehender Tanz auf dem Weg durch den Sendlinger Südpark. Lichtungen, Mooshügel, urwüchsige Bäume, lange Äste oder raschelnde Zweige bilden den Rahmen für verschiedene Szenen. Auch ein überdimensionales Vogelnest, eine Installation von der letztjährigen Naturkunstbiennale im Südpark, dienst als Kulisse für einen Auftritt. 

Entlang einer Baumallee werden sprechende Hände sichtbar, Mooshügel wandeln sich zu Inseln, ein Nest bietet Geborgenheit, mitten im Wald erklingen Hölzer und Stimmen. Ein durchgehender Tanz begleitet den Weg durch den Wald, der alle Sinne anspricht. Über mehrere Monate hinweg erarbeitete eine Gruppe von Laientänzer*innen Ü50 zusammen mit Kathrin Knöpfle und ihrem Team einen bewegten Spaziergang durch den Südpark. An insgesamt 11 Stationen finden Begegnungen statt zwischen Tanz, Natur, Gesang und Musik.

Eintritt frei
Zu den Veranstaltungen bitte anmelden: info@kathrinknoepfle.de

Wolpertinger in Progress

Eine Performance von und mit Benno Heisel

So eine Show haben Sie noch nie gesehen. Versprochen. Wolpertinger – in Progress ist eine einzigartige Mischung aus Objekt- und Figurentheater, Robotik und Stand-Up-Comedy. Ein Solo, das Songs von Jazz bis Breakcore mit literarischen Texten verbindet. 

Zum ersten Mal betritt ein Wolpertinger die Bühne. Doch leider verläuft nichts wie geplant: Statt von seinen eigenen Leben und Träumen zu singen und zu erzählen, muss er sich mit all den anderen Lebewesen herumschlagen, die Teil seines Körpers sind. Und die sehr andere Vorstellungen davon haben, wie dieser Abend laufen soll. 

Die Show Wolpertinger in Progress ist die erste Stufe eines Projekts, das im Dezember diesen Jahres im Rationaltheater seine finale Premiere feiern wird. Benno Heisel zeigt Ausschnitte aus dem Programm und gibt Einblicke in den Entstehungsprozess zwischen Werkstatt, Tonstudio und Probenraum. 

Making of a Man

Ein*e Tänzer*in, eine Projektionsfläche, eine Live-Kamera, ein paar durchtrainierte Bauchmuskeln und der Versuch einer Antwort: Wie „macht“ ein Körper Männlichkeit und wie formen unsere Vorstellungen von Männlichkeit die Welt, in der wir leben?

Mit einer Mischung aus Popkultur, Politik und persönlichen Interviews ist Making of a Man eine Erkundung von Hypermaskulinität, männlichen Heldentaten und den verletzlichen Seiten der Männlichkeit. Es ist ein Blick auf die undichten Gefäße, die wir für unsere männliche Identität bauen, und auf die Art und Weise, wie Konstruktionen von Männlichkeit zum lang anhaltenden Durchhaltevermögen des Patriarchats beitragen. Wie können wir jenseits der starr gemeißelten Codes der Männlichkeit andere Wege des Zusammenseins in der Welt finden?