Scratching Trees

Scratching Trees Volume#1

Was in der Biosphäre des Waldes geschieht, wird nicht vergessen oder überwuchert – sondern gespeichert. Davon ausgehend lädt Scratching Trees, Volume#1 das Publikum ein, auf die Jagd zu gehen. Dabei manifestieren sich Stimmen und Geister aus unsichtbaren Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünften des Białowieża Waldes an der Grenze von Polen und Belarus. Erstmalig singen in der Lothringer 13 Wisente im Chor über ihre Liebe zur Abwesenheit und der Sehnsucht nach Unsichtbarkeit. Performer*innen berichten von den Massakern und der Gewalt, die Jüd*innen und Partisan:innen während der deutschen Besatzung des Waldes erlitten. Mittendrin ein DJ an seinem Pult, beschäftigt damit, Vergangenheiten zu loopen und das Wachsen des Grases hörbar zu machen.

Scratchings Trees, Volume#1 versteht den Baum als (Schall)Platte und sucht beim Abtasten von Jahresringen nach gewaltvoll verdrängten Narrationen. Die Geschichte vom Idyll des Waldes zeigt hier seine unheimliche Seite. 

Open Call 

Für einen ersten Try-Out der performativen Installation Scratching Trees in der Lothringer 13 sammeln wir Hosen, Hemden, Kleider, Röcke und Blusen – kurz: alte Klamotten!

Sie werden Teil des Projekts, das Einschreibungen deutscher Geschichte in den Białowieża Wald, den ältesten Flachland-Urwalds Europas und seiner Bewohner*innen, hör- und erfahrbar macht. 

Wenn du Kleider abgeben magst, dann schreibe eine Nachricht an studio@christianehuber.com

Listening

Workshopreihe

Im Projekt Listening wollen Euch das choreographische Duo Rykena/Jüngst zusammen mit einer Vielzahl an Kollaborateur*innen zum gemeinsamen Spekulieren über die Zukunft einladen. In ihrer Arbeit erforschen Lisa Rykena und Carolin Jüngst performative Formen des Erzählens auf der Bühne. Von ihnen „futuristic storytelling“ genannt, geht es darum, wie Barrierefreiheit zur künstlerischen Ausdrucksform wird und Ästhetiken der Zugänglichkeit dabei entstehen. Im Team mit Anna Donderer laden sie unterschiedliche Künstler*innen und Aktivist*innen ein, um Ästhetiken im Tanz neu und aus vielen Blickwinkeln zu befragen und zu verhandeln. 

Gemeinsam mit Euch, als Publikum und Künstler*innen, wollen wir uns austauschen und ausprobieren. Wir möchten Euch gern einladen, an unserem künstlerischen Prozess Teil zu haben, bei dem ein oder andren Treffen dabei zu sein und Eure Erfahrungen mit uns zu teilen. Jede*r ist herzliche willkommen!

Listening / Workshop mit Naomi Sanfo / 3. November 2023, 12 – 15:30 Uhr

Das choreografische Duo Rykena/Jüngst und die Performerin Naomi Sanfo teilen in diesem Workshop Ideen und Erfahrungen zum künstlerischen Umgang mit Audiodeskription sowie ihren machtkritischen Ansatz darin. Audiodeskription im Tanz ist die sprachliche und stimmliche Beschreibung dessen, was auf der Bühne passiert – die Beschreibung von Körpern, Bewegungen und Situationen. Sie ist das Zugangsmittel für ein blindes oder sehbehindertes Publikum zu Theaterveranstaltungen. In einer Mischung aus Theorie und Praxis sollen kreative Wege der künstlerischen Audiodeskription erprobt werden, um Tanz und Performance in eine beschreibende Sprache und Sounds zu übersetzen. Die Workshopteilnehmenden sind dabei sowohl Akteur*innen als auch Beschreibende. 

LISTENING Workshop Künstlerische Audiodeskription im zeitgenössischen Tanz und Performance

Ort: schwere reiter Studio

Künstlerische Leitung LISTENING Lisa Rykena | Carolin Jüngst | Anna Donderer Workshop Naomi Sanfo | Lisa Rykena | Carolin Jüngst Produktionsleitung Pam Goroncy von Stückliesel Hamburg 

Credits:

Das Projekt LISTENING ist Teil der dreijährigen Förderung des choreografischen Duo Rykena/Jüngst mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München | den Fonds Darstellende Künste Kooperation & Unterstützung HochX Theater | Live Art München e.V.

Anmeldung HIER

 

Listening Podcast / Listening Night / 12. Juli 2023

Podcast-Launch ab Juli 2023

HIER in den Podcast reinhören

Was bedeutet es Barrierefreiheit als künstlerische Ausdrucksform in die eigene Arbeit zu integrieren? Was sind Ästhetiken der Zugänglichkeit? Was verstehen wir unter künstlerischer Audiodeskription? Auf welche unterschiedliche Weise können Bewegungen, Körper und das Geschehen auf der Bühne sprachlich beschrieben werden? Und wie integrieren wir diese Beschreibungen in die künstlerische Arbeit? Wir haben einige Expert*innen zu diesen Themen eingeladen, sich darüber mit uns zu unterhalten. Die entstandenen Podcasts könnt ihr hören oder als Transkript nachlesen. 

LISTENING Night
Mittwoch, 12. Juli 2023, 18 – 21 Uhr
Gemeinsames Podcast-hören mit Getränken, Snacks und Gemütlichkeit

Ort: HochX Foyer

An einem Mittwoch Abend im Juli laden wir Euch zum gemeinsamen Podcast LISTENING ein. Wir machen es uns gemütlich mit ein paar Getränken und Snacks und hören in die ersten beiden Folgen unseres LISTENING Podcast rein. 

Listening Workshop / „Künstlerische Audiodeskription in SENSE OF WONDER“ mit Pernille Sonne / 15. Juli 2023

Ausgehend von der Produktion SENSE OF WONDER des Choreograph*innen-Duos Rykena/Jüngst (Aufführungen 21.-23. Juli am HochX München), teilen die Workshop-Leiter*innen Pernille Sonne, Lisa Rykena und Carolin Jüngst in diesem Workshop Ideen und Erfahrungen zum künstlerischen Umgang mit Audiodeskription sowie ihren darin machtkritischen Ansatz. Audiodeskription im Tanz ist die sprachliche und stimmliche Beschreibung von Körpern, Bewegungen und Situationen und allem Weiteren, was auf der Bühne passiert. Sie ist das Zugangsmittel für blindes und sehbehindertes Publikum, um an Theaterveranstaltungen teilnehmen zu können. In diesem Workshop, der als eine Art Forschungslabor aufgebaut ist, werden die Teilnehmenden verschiedene Aufgaben und Vorschläge ausprobieren können, um Tanz und Performance in eine beschreibende Sprache und Sounds zu übersetzen – sowohl als Akteur*innen von innen als auch als Beschreiber*innen von außen. Im ersten Teil des Workshops wird Pernille Sonne eine praktische, theoretische und spielerische Einführung zum Thema der Audiodeskription von zeitgenössischem Tanz und Performance geben. Im zweiten Teil werden praktische Scores aus der Produktion SENSE OF WONDER ausprobiert. 

Ort: Atelierhaus PLATFORM, Kistlerhofstr. 70, im 3. Stock mit Aufzug

Zeit: Samstag, 15. Juli 2023, 11 – 17 Uhr

Anmeldung unter anmeldung@rtkulturbuero.de

Pernille Sonne

Sprache und Bewegung sind die zentralen Elemente der Arbeit von Pernille Sonne. Die erblindete diplomierte Sprachgestalterin und Schauspielerin ist in vielfältigen inklusiven Projekten tätig, die sich von Spracherziehung über Regie bis zu Performance und Tanz erstrecken. „Mich im Raum und Räume zu bewegen“ ist dabei Ziel und Grundgedanke ihres Schaffens. 2004 schrieb sie mit Armin Petras das Stück „Mach die Augen zu und fliege“, in welchem sie als Hauptdarstellerin schauspielerte und tanzte. Zu diesem Stück wurde auch die allererste Audiodeskription zu einer Tanzperformance ausgestrahlt.
Heute lebt die gebürtige Dänin in Leipzig, wo sie unter anderem im Schauspiel Leipzig als Autorin für Audiodeskriptionen tätig ist.

Aktuell widmet sie sich außerdem der Exploration von verschiedenen Wahrnehmungskanälen. In den Arbeiten mit Xenia Taniko als auch Jan Burkhardt bewegt sie, neue Zugänge und Formen von Bewusstseinsfelder zu erforschen. Es geht darum, weg von reiner Beschreibung und hin zur Erfahrung in unsichtbaren, aber tastbaren und fühlbaren Räumen zu kommen und diese gemeinsam, blind oder sehend, zu erleben.

Listening #1 / 21. November 2022 / Zusammenspiel von Tanz und Sprache, Audiodeskription

In der ersten Ausgabe laden Rykena/Jüngst und Zwoisy Mears-Clark zu einem Workshop ein, der sich mit dem Zusammenspiel von Tanz und Sprache befasst und verschiedene Möglichkeiten der künstlerischen und integrierten Audiodeskription erprobt. Zwoisy Mears – Clark versteht sich als Choreograf*in der Begegnungen. Zwoisy nutzt das Potenzial des Tanzes, um Formen der Unterdrückung wie Neokolonialismus, Sexismus und Ableismus sichtbar zu machen und um Begegnungen zu ermöglichen, die unter anderen Umständen unmöglich wären. In diesem Workshop werden verschiedene Möglichkeiten erforscht, Tanz und Bewegung in Worte zu fassen, poetisch und metaphorisch zu beschreiben und so künstlerische Audiodeskription entstehen zu lassen. Sowohl Improvisationen, als auch kleine Kompositionen mit Sprache und Tanz werden miteinander erlebt.

Dieser Workshop zur Audiodeskription passiert aus der Sicht von sehenden Personen. Alle Beteiligten weisen darauf hin, dass jede Audiodeskription, sollte sie für Theaterstücke angewendet werden, immer durch eine Co-Autor*innenschaft mit einer blinden oder sehbehinderten Person passieren muss.

Dieser Workshop ist für blinde, sehbehinderte und sehende Personen zugänglich. Wir raten dazu, bequeme Kleidung zum Bewegen anzuziehen und etwas zum Aufnehmen und dokumentieren mitzubringen (Stift, Papier, Aufnahmegerät usw.)

Ort: Auenstraße 19, Proberaum 2 (nicht barrierefrei aufgrund von Treppen)
Sprache: englisch und deutsch (Englischkenntnisse sind für die Teilnahme notwendig)

21.11.2023, 17.30 Uhr -20.30 Uhr

Workshopleitung Listening #1: Zwoisy Mears-Clark
Künstlerische Leitung: Carolin Jüngst, Lisa Rykena
Künstlerische Co-Leitung: Anna Donderer, Rat & Tat Kulturbüro
Produktionsleitung: Pamela Goroncy, Stückliesel
Presse – und Öffentlichkeitsarbeit: Simone Lutz

Bildbeschreibung: Das Bild zeigt zwei Hände die vom linken unteren Bildrand in das Bild hineinragen. Die eine Hand, mit geöffneter flacher Handfläche, wird von der anderen Hand sanft an den Fingerspitzen berührt. Der Bildhintergrund, wie auch die beiden Hände sind in hellem, transparentem Rosa gehalten. 

OASIS

Im Rahmen von OASIS wird je eine Woche künstlerische Recherche mit drei verschiedenen Choreograph:innen ermöglicht. Tänzer:innen werden mit unterschiedlichen kreativen Prozessen und Stilen vertraut gemacht und Choreograph:innen haben die Chance die in München verankerte Szene kennenzulernen.

Diese drei Ergebnisse werden in der Abschlussaufführung im HochX-Theater gezeigt.

Die beiden Initiativen TanzQuelle und Bad Lemons Project stärken die Gemeinschaft der Tanzschaffenden in München und haben sich als fester Bestandteil in der Stadt etabliert sowie überregionale Strahlkraft entwickelt. Gemeinsam bieten sie dieses Jahr unter dem Namen OASIS professionelles Training, schaffen Raum für ergebnisoffenes Forschen, intensiven Austausch und künstlerische Entwicklung.

Relationshifts

“Today, we turn to one person to provide what an entire village once did: a sense of grounding, meaning, and continuity. At the same time, we expect our committed relationships to be romantic as well as emotionally and sexually fulfilling. Is it any wonder that so many relationships crumble under the weight of it all?” Esther Perel 

4×4 Meter – eine Box. 2 Performer – ein Paar. „Relationshits“ erkundet tänzerisch die verschiedenen Phasen und Dynamiken einer Beziehung in einem begrenzten Raum. Vom romantisch-enthusiastischen Beginn über den gemeinsamen Raum und das Gefühl tiefer Erdung und Verbundenheit bis hin zu Phasen der Sehnsucht nach Autonomie, dem Wunsch, aus gewohnten Bahnen auszubrechen, Verpflichtungen hinter sich zu lassen. Ebenfalls im Beziehungspaket enthalten: Verrat, Wut, Sehnsucht, Intimität, Mitgefühl, Sex, Langeweile, Hingabe und… Liebe. „Relationshifts“ nimmt all diese großen Worte, die zu unserem täglichen Zusammenleben als Paar gehören, und geht die emotionalen und körperlichen Aspekte einer Beziehung in verschiedenen Lebenssituationen durch. Ausgangspunkt sind sehr persönliche Geschichten des künstlerischen Teams, die in der Performance in globale Bilder übersetzt werden, wobei Choreographie und Musik als Sprache dienen, in der das Publikum alltägliche Momente entdecken kann.

„Relationshifts“ findet als 50-minütige Schleife fünfmal pro Abend statt, und das Publikum ist eingeladen, sich eine oder mehrere Wiederholungen anzusehen. Eine Art Echtzeit-Effekt: Im gleichen Raum, mit den gleichen Protagonisten und der gleichen choreografischen Abfolge erschöpfen sich die Tänzer, altern, verlieren die Nerven, geben auf und fangen wieder an.

Mary Frankenstein

Tanzperformance über das Menschliche und Monströse 
von Mónica Garcia Vicente

mit 6 Tänzer*innen und einer musikalischen Eigenkomposition. 

Die Tanzperformance „Mary Frankenstein“ ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit den vielschichtigen und widersprüchlichen Facetten des Menschlichen und Monströsen. Auf der Folie des Romans Frankenstein oder der moderne Prometheus von Mary Shelley (1818) begibt sich die Choreographie auf die Suche nach einer Ästhetik und Tanzsprache des Monsters als Schwellenfigur und hinterfragt unsere Konzepte von Normalität und Ordnung, Kultur und Ästhetik, Menschsein und Menschlichkeit. 

Die Tanzperformance will auch an die Aufgabe der Kunst erinnern, gerade in „monströsen“ Zeiten für Menschlichkeit und Gemeinschaft einzutreten. Im Kesselhaus auf dem Faustgelände kann sich das Publikum seinen eigenen Weg durch das Kesselhaus suchen und an verschiedenen Stationen die Tanz-, Video- und Klanginstallation verfolgen.

BIS HIERHIN ODER WEITER?

Susanne Schütte Steinig

Ein Performance-Experiment zu Nähe und Distanz im öffentlichen Raum

Performer*innen mit wahrnehmungsverändern- den Helmen mischen sich vor Beginn einer Veranstaltung unter die Besucher*innen.
Wie verändern sich Verteilung im Raum, Bewegungsfluss und Interaktion?

„Bis hierhin oder weiter? 3.1“ lebt von der Interaktion mit Passant*innen.

Werden Sie Teil des Experiments!

Wie verändern sich räumliche Wahrnehmung und Bewegungen? Wieviel Nähe lassen Sie zu?

„Bis hierhin oder weiter? 3.1“ ist nach Aktionen auf der Theresienwiese (2020) und dem Kunstareal (2021) ein drittes Experiment zu Nähe und Distanz von Susanne Schütte-Steinig.

hope/less

ein Tanzstück von Anna Konjetzky

Hilft uns Hoffnung eine andere Zukunft zu gestalten, oder blockiert sie uns und lässt uns in einer tatenlosen Warteschleife hängen? Hoffnung, als in die Zukunft gerichtete Emotion, kennen wir als Einzelne ebenso wie als Gesellschaft. Sie kann ein Motor für Wandel, eine Art Werkzeug zur Entwicklung von Utopien sein; ohne Hoffnung keine Veränderung, keine Forderungen an die Zukunft, kein Nachdenken über das Mögliche. Hoffnung kann aber auch ein Zustand von Passivität sein, ein Abwarten, ein Stagnieren und Abgeben der Verantwortung.

Zwischen diesen zwei Polen bewegt sich Anna Konjetzkys neues Werk „hope/less“, für das sie und ihr Team als Grundlage eine Reihe von Interviews geführt haben; über Hoffnung, über ihr Fehlen, über Neustarts, persönliche Erwartungen, über Zukunft und Ängste?
Nach meinem letzten Stück „Über die Wut“ möchte ich mich mit einem weiteren gesellschaftlichen Zustand auseinandersetzen und aktuell erscheint mir Hoffnung und auch ihr Umkehrstück Hoffnungslosigkeit ein präsentes Element in unserer sich im Umbruch befindenden Gesellschaft. Was aber kann Hoffnung, wo existiert sie, wo nicht, und wo müsste man sie in Hoffnungslosigkeit umschlagen lassen? Oder kann radikale Hoffnung radikale Veränderung bedeuten? (Anna Konjetzky)

Vier Tänzerinnen bewegen sich in „hope/less“ in einem Raum, der durch ein Netz aus Sicherheitsgurten unterteilt ist. Ermöglicht wird so ein vertikaler und horizontaler Bewegungsraum auf und unter dem Netz; die Tänzer:innen können an dem Netz hängen, auf ihm liegen, sich an ihm hochziehen, aber auch durch das Netz fallen – ein fragiler, schwebender körperlicher Grundzustand. Das Wort Hoffnung kommt vom mittelniederdeutschen Wort ‚hopen‘, was soviel wie ‚hüpfen‘ heißt. Körperlich übersetzt in unser Bühnensetting könnte das heißen ein Federn, ein leichtes Beben der Vorahnung, ein wartendes Wippen, aber auch ein Umschlagen, ein Kippen, ein Verlieren des Gleichgewichtes. (Anna Konjetzky)

„hope/less“ denkt mit vier Körpern in einem dehnbaren und verformbaren Raum über das Potential von Hoffnung/Hoffnungslosigkeit als visionäre, zukunftsgestaltende Kraft nach und versteht dabei Choreografie als dialogische und utopische Praxis. Die Produktion knüpft an Anna Konjetzkys Solo „Über die Wut“ (2021) an, das sich speziell der weiblichen Wut als konstruktive Kraft, als Werkzeug zur Veränderung widmete. Beide Werke untersuchen Emotion als individuelles Gefühl und als gesellschaftlichen Zustand mit Blick auf die Fähigkeit Veränderung, einen grundlegenden und radikalen Wandel zu initiieren.

Die Beute

Ein Einbruch in das koloniale Labyrinth

Für Zuschauer*innen ab 12 Jahre

Das interdisziplinäre Künstler*innenteam Traummaschine Inc. greift in diesem immersiven Projekt die Diskussion zum kolonialen Erbe Deutschlands im Zusammenhang mit Raubkunst auf. Nach dem Vorbild der populären Escape Rooms entwickelt das Kollektiv in den Räumen des MARKK einen fiktiven Kriminalfall: ein wertvolles Ausstellungsstück ist verschwunden!

In diesem Setting muss das jugendliche Publikum Aufgaben lösen, um hinter das Geheimnis einer verschwundenen Skulptur zu kommen, ihre Herkunft und Geschichte enträtseln.

Aber wem wurde es eigentlich geraubt? Wem gehört es wirklich?

Mit dem spannenden Escape-Krimi schafft das Projekt einen spielerischen Zugang zu komplexen Themen wie dem Teilen von kulturellem Erbe und dem Heilen kolonialer Traumata, wozu auch die Rückgaben von Kulturgütern gehören. Diese erzählen von den Fertigungstechniken, Schönheitsidealen und Ästhetiken der Herkunftsländer und Kulturen, aber auch von der deutschen Kolonialgeschichte.

Hintergrund

Die sogenannte Restitutionsdebatte, also die Frage, wie mit Kunstobjekten aus kolonialen Unrechtskontexten umgegangen werden soll, ist in vollem Gang: Die Bundesregierung hat sich 2018 in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, den Kolonialismus aufzuarbeiten, 2022 wurde mit der Rückgabe der Benin Bronzen begonnen. Doch an wen sollten diese gehen? An die Regierung Nigerias? An den Bundesstaat Edo, in dem das Königtum Benin heute liegt? Oder an den Oba von Benin, den Nachfahren jenes Königs, dessen Palast die Briten 1897 geplündert hatten?

Bei der Debatte um die Rückgabe von historischer Hehlerware geht es um Fragen von Identität und Ownership, um die Achtung des Eigentums- und des Völkerrechts.

Mit diesem Projekt will Traummaschine Inc. bei einem jungen Publikum für diese Diskussion ein Bewusstsein schaffen. Sollten die Besitzverhältnisse umgekehrt und die Objekte als Leihgaben der Ursprungsländer gezeigt werden? Sollten Sammlungen digitalisiert und so weltweit zugänglich gemacht werden und wer sollte diese Aufgabe übernehmen? Wer entscheidet darüber, was ein angemessener Umgang ist?

Traummaschine Inc. nutzt die Mittel des immersiven Theaters und der Gamification, so entsteht ein hybrides Theater- und Vermittlungsformat, bei dem die Besucher*innen im Kontakt mit den Darsteller*innen in die Diskussion über Raubkunst eintauchen. Beim Knacken spannender Rätsel erfahren sie mehr über historische Hehlerware und müssen beim Lösen kniffliger Aufgaben neu gelerntes Wissen anwenden und eine eigene Haltung finden.

Traummaschine Inc. interessiert sich für die interaktive Vermittlung von gesellschaftlichen und politischen Inhalten. Die Münchner-Norddeutsche Gruppe aus den Bereichen Performance, Musik, Bildender Kunst, Modedesign und Film sucht einen Zugang zum Publikum, der auf vielen Ebenen anspricht. Die Story ist dabei nur eines von mehreren Erzähl-Werkzeugen. Ebenso wichtig sind die Musik und das Spiel mit Form und Material, also die akustischen und visuellen Bilder, die entstehen. TRAUMMASCHINE Inc. entwickelt für Die Beute einen narrative space, eine detailliert ausgestaltete und bespielbare Parallel- und Erlebniswelt. Durch die Beteiligung am Geschehen schaffen wirMöglichkeiten für das Empowerment von Kindern und Jugendlichen.

Dabei wollen die Künstler*innen das Publikum animieren mit seiner Umgebung in eine ästhetische Kommunikation zu treten.

INSIDE THE 1972 BOXING RING

Boxkämpfe der Elite treffen auf Tanz im originalen Olympia-Box-Ring München 1972 

Ist Boxen ein Tanz? Die Parallelen von körperlicher Spitzenleistung in Verbindung mit räumlicher und künstlerischer Präzision sind unübersehbar. Kampfkunst und Tanz gehören zu den ältesten Ausdrücken kulturellen Handelns. Beide Kunstformen arbeiten stark integrativ und verbinden Menschen verschiedenster Nationalität und Kultur. Sie teilen Inhalte wie Rhythmus, Vertrauen, Respekt oder Durchhaltevermögen. Im Boxen und im Tanz treten Künstler_innen der Präzision und Körperbeherrschung an. Sie sind darin geschult, in Sekundenbruchteilen Entscheidungen der Wahrnehmung und Reaktion zu treffen. Die Brutalität des Balletts wird oft übersehen und die Anmut des Boxens entgeht vielen. Zusammen können sich beide Disziplinen gegenseitig neu gestalten. Dass die israelische Boxstaffel im originalen Box-Ring der Olympischen Spiele München 1972 auf Athlet_innen des Bayerischen Boxverbandes trifft, folgt der Überzeugung, dass Rassismus und Antisemitismus keinen Platz in der Gesellschaft haben dürfen.

TEAM

Projektleitung/Konzept: Nick Trachte / Choreografie: Jasmine Ellis / Dramaturgie: Martina Missel / Choreografische Assistenz: Rita Soares und Pier-Loup Lacour / Performances: Tänzer_innen Bayerisches Junior Ballett München: Chiara Bacci, Jacopo Iadimarco, Luca Massara, Tyler Robinson, Soren Sakadales, Zofia Wara-Wasowska, Tänzer_innen des Staatstheaters am Gärtnerplatz: Jana Baldovino, Alexander Hille, Pier-Loup Lacour und Amelie Lambrichts sowie die sowie die Boxer Kakande Muzamiru und Mandela Osborn / Live-Musik: Lukas Bamesreiter, Tomas Novak, Anna Tausch

Beteiligte Athleten_innen und Trainer der internationalen Vergleichskämpfe im Olympischen Boxen der Elite: Boxteam Israel (Israel Boxing Association)/Boxteam Bayern (Boxwerk München e.V./BABV) / Ringsprecher/Moderation: Klaus B. Wolf & Uwe Schilhaneck

Aufführung

08. Juli 2022 ab 16 Uhr

Theatron im Olypmiapark München

Eintritt frei!

Record Play Stop Rewind

Tanztheater mit Tonträgern

Begebt Euch mit uns in die komplexe Welt einer Tonträgerin. Was, bitteschön, ist eine Tonträgerin? Eine Tonträgerin ist eine Archivarin von Stimme-Ton-Geräusch-Musik-Dokumenten der letzten Jahrzehnte, Jahrhunderte. Sie erstellt Aufnahmen und interpretiert diese ad hoc neu, mittels einer geheimnisvollen Technik: sie macht in der Bewegung des Tonbandes die gespeicherte Zeit hörbar. Unsere Protagonistin geht der Frage nach, was berührt durch erneute Berührung, was bewegt durch erneute Bewegung. Was soll und darf bleiben? Was ist wichtig für das Hier und Jetzt? Die analoge Tonspeicherung unterliegt dabei typischen Störungen: Rauschen, Knacken, Verzerrungen und anderen Unvorhersehbarkeiten, wie zum Beispiel der Begegnung mit einem Fremden: stop rewind!