Cassidy

CASSIDY ist ein multimedialer Monolog über die Kunst, die Geheimdienste und die Paranoia. Ausgangspunkt ist ein bislang kaum bekanntes Kapitel des Kalten Krieges: das geheime Kunstförderprogramm der CIA. Literatur, Film, Malerei und Musik wurden im Nachkriegs-Europa zum ideologischen Schlachtfeld zwischen Ost und West. Gesucht wurde ein Weg, die wirkungsvolle Propaganda des Ostblocks mit westlichen Werten und Ideen zu kontern: Der „Kongress für kulturelle Freiheit“ war die Lösung. Unter seinem Deckmantel versorgte die CIA Festivals, Zeitschriften und Verlage mit Geld und Agenten. Von George Orwell zu Heinrich Böll, von Igor Strawinsky zu Jackson Pollock: die CIA schrieb mit ihrer Förderung mit an der Kunstgeschichte, die wir heute kennen.
Cassidy, eine Figur zwischen Aktionskünstler und Terrorist, verschreibt sich dem Kampf gegen die wachsende Macht der Geheimdienste. Auf seiner Suche nach der Wahrheit droht er jedoch im Dickicht der Verknüpfungen verloren zu gehen. Seine Gegner, das weiß er, sind Riesen und nicht Windmühlen.

 

Benno Heisel studierte an der Bayerischen Theaterakademie August Everding Dramaturgie und an der LMU München Neuere deutsche Literatur, Philosophie und Theaterwissenschaft. Er arbeitet als Regisseur, Dramaturg, Musiker, Autor und Performer. Produktionen von ihm wurden u.a. zu den Festivals SPIELART, RODEO, 21st century Theatre St. Petersburg, der young actors week Salzburg, dem Münchner Figurentheaterfestival und den Bayerischen Theatertagen eingeladen. Er ist Gründungsmitglied des Kollektivs Fake to Pretend, das auf den 13. Bayerischen Theatertagen als „herausragendes Theaterkollektiv” ausgezeichnet wurde. Für den Entwurf eines räumlich flexiblen Theaters gewann er mit seinem Team den Architekturkonzeptwettbewerb „Ideal Theatre“ des United States Institutes for Theatre and Technology 2010. Benno Heisel ist Alumnus der Studienstiftung des deutschen Volkes und des Max-Weber-Programms.

HIATUS – Ein Projekt über Bettler und Passanten

Es ist eine leise Konfrontation mit unserem Gewissen. Mit der Frage, ob wir das, was wir haben, auch wirklich verdienen. Ob wir mehr geben könnten. Wir bewegen uns durch unseren Alltag. Laufen durch unsere Stadt. Plötzlich durchkreuzt eine offene Hand unser Blickfeld. Wir werden auf die Hand aufmerksam, weil der Mensch, dem sie gehört, auf dem Boden sitzt. Er oder sie befindet sich auf einer Ebene, auf der wir niemanden erwarten, strömen doch die anderen „Aufrechten“ mit uns oder an uns vorbei. Der Moment, diese „übermäßige Sekunde“ zwischen der Wahrnehmung und der bewussten Entscheidung zu handeln, das ist ein „Hiatus“. Und diesen Hiatus will satellit produktion mit dem gleichnamigen Tanz-Theater-Projekt genauer unter die Lupe nehmen.

Biografie

satellit produktion ist ein freies Kollektiv der Darstellenden Künste (gegründet 2012). In seinen Projekten setzt sich satellit produktion mit aktuellen politischen und sozialen Themen auseinander und verarbeitet diese für die Bühne. Der Ausgangspunkt für ein neues Projekt ist immer ein bestimmtes Ereignis oder eine persönliche Fragestellung. Es werden Elemente aus unterschiedlichen darstellenden Künsten mit Inhalten aus den Politikwissenschaften und der Soziologie verknüpft. Alle Texte basieren auf einer ausführlichen dokumentarischen und persönlichen Recherche und häufig werden in den Texten wortgetreue Transkripte von Gesprächen verwendet, die im Rahmen des Projekts geführt wurden. Es liegt in der Natur der Themen und ist Teil des Antriebs dass sich dieses Material ständig verändert und nie vollständig ist.

Es geht darum eine persönliche und nahbare Sichtweise auf Themen zu generieren, die zunächst fremd und fern erscheinen. Für das Kollektiv ist die Bühne ein Satellit.

Testlauf

In Testlauf möchte Anna Konjetzky die Darsteller zusammen mit den Zuschauern in eine Art Versuchsfeld geben. Sie initiiert ein Pilotprojekt, in dem die Zuschauer die ersten Testpersonen für neue Raumsituationen und Gemeinschaftsbildung sind. Die Choreografin etabliert einen offenen  Raum, der keine Richtungen vorgibt, sondern erst nach und nach – und immer wechselnd – mit wechselnden Perspektiven, Schließungen und Verengungen arbeitet. Ein Raum, der sich dauernd verändert, und damit dauernd neue Räume kreiert, neue Situationen für die Tänzer, neue Hindernisse, und damit gleichzeitig natürlich auch neue Assoziationen für den Zuschauer, neue Narrationen. Testlauf ist wie ein aktives Nachdenken über öffentlichen Raum und Gemeinschaft in urbanen Strukturen angelegt.

Wir waren nie weg. Die Blaupause

Ein heimattreuer Western von Christiane Mudra

 Wir waren nie weg ist ein süddeutsches Genre-Stück, das sich der Stilmittel des Italo-Western bedient. Die Regisseurin Christiane Mudra nimmt in ihrer dokumentarischen Theaterperformance die Kontinuität rechtsterroristischer Netzwerke vom Münchner Oktoberfestattentat 1980 bis zur Mordserie des NSU in den Blick.

Im Zentrum des Abends steht das Verhältnis von rechter Szene und Sicherheitsbehörden.
Das Stück legt neonazistisches Gedankengut sowie ideologische und personelle Verstrickungen rechter Netzwerke offen, hinterfragt die von Strafverfolgern immer wieder formulierte Einzeltätertheorie, die Hintermänner und Strukturen außen vor lässt und thematisiert den jahrzehntelangen Einsatz von V-Leuten in Führungspositionen der rechten Szene, wo sie vielfach als Brandbeschleuniger fungierten.

Weltmaschine Unterwegs

„WeLTMASCHINe UNTeRWeGS“ ist ein kollektiv erarbeitetes, sich ständig weiterentwickelndes Live-Kunstwerk und eine Hommage an den Erbauer der Weltmaschine Franz Gsellmann. Der oststeirische Bauer „murkste“ von 1958 bis zu seinem Tod 1981 an einem Apparat aus über tausend Einzelteilen, die er jahrelang akribisch gesammelt hatte. Die Maschine produzierte nichts, noch erfüllte sie irgendeinen erkennbaren Zweck. Gsellmann jedoch ordnete seiner Tätigkeit an der Maschine alle anderen Aufgaben und Verpflichtungen unter.

Inspiriert von Gsellmanns Lebenswerk reiste im Juni 2015 eine mobile Forschungseinheit, bestehend aus Christoph Theussl, Georg Reinhardt, Mathias Lenz und Matthias Leitner, vom Standort der Weltmaschine in Kaag nach München. Auf ihrer Fahrt suchten sie das Gespräch mit Passanten und die Begegnung mit Menschen, die ganz in Gsellmannscher Manier einer (Un-)Sinn stiftenden Tätigkeit verfallen waren.

Auf der Grundlage der Reiseeindrücke sind eine begehbare Performance-Installation (UA: Juni 2o15), ein Buch und eine CD entstanden. Am Staatstheater Darmstadt wird die Installation vom 2. bis 3. Juni 2017 noch einmal zugänglich sein. Buch und CD sind bei Periplaneta erschienen.

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[N]everland

Ein junges Team von Münchner Theatermachern begibt sich auf theatrale Expedition in einem leerstehenden Großraumbüro am Münchner Hauptbahnhof. Gemeinsames Ziel und Auftrag: bekannte und (noch) geheime Sehnsuchsorte auskundschaften. Gesucht werden Orte, die im wirklichen Leben oder in der Welt der Vorstellungskraft zu Projektionsflächen unerfüllter Wünsche und Hoffnungen werden.
Wo suchen und finden wir solche irdischen Paradiese? Sollten wir sie uns selbst erschaffen, wie Michael Jackson seine „Neverland Ranch“? Was erwartet uns wenn wir die Stiefel schnüren und uns auf den Weg in ‚unser’ Paradies machen?
Ist Ankommen in der realisierten Utopie nicht zwangsläufig das Ende aller Illusionen?
Ist die Plastikliege auf unserer bevorzugten Malediveninsel vielleicht schon belegt?
Und was hat es eigentlich mit dem mysteriösen Paris-Syndrom auf sich?

Die Figuren im [N]everland mäandern zwischen den Polen, taumeln zwischen Utopie und Dystopie und versuchen nur eins: ihrem individuellen Glück eine geographische Koordinate zu geben.

 

[N]EVERLAND ist nach UNSERE JUNGS. EINE RECHERCHE (Pathos München 2013), und NIMMERSATT. EINE DIALYSE (Halle 6, 2014) bereits das dritte Projekt von Wolfgang Nägele und Team.

Situation mit ausgestrecktem Arm – Essayperformance

SITUATION MIT AUSGESTRECKTEM ARM setzt sich mit der (Kunst-)geschichte einer belasteten Geste auseinander: mit dem saluto romano, dem olympischen Gruß, dem Hitlergruß. Diese Schwur- und Grußgeste ist – in der Malerei erfunden, im Theater populär gemacht und immer aufs Neue politisch instrumentalisiert – unmittelbar an der Schwelle von Politik und Kunst verortet.

Die Performance verhandelt hiervon ausgehend den Umgang mit dem immateriellen Erbe unserer Vergangenheit, das Verhältnis von Macht und Inszenierung sowie die choreografische Disziplinierung von Körpern. Ein Duett für eine Performerin und eine Stimme, eine Studie mit Fußnoten über die Politik der Kunst und die Kunst der Politik.

 

Eine Produktion der Bayerischen Theaterakademie.

 

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Rodeo – Münchner Tanz- und Theaterfestival

RODEO 2014 zeigt an fünf Tagen zwölf Produktionen, darunter fünf Uraufführungen. Sowohl im Tanz als auch im Theater zeugt jede Produktion von einer ganz eigenen, möglicherweise spezifisch münchnerischen, ästhetischen Handschrift, die die Qualität der ausgewählten Arbeiten auszeichnet.

Teil des diesjährigen Konzepts sind auch künstlerische Streifzüge und Interventionen im Stadtraum sowie diskursive Plattformen, Konzerte und Partys. RODEO füllt so einen theatralen Raum, der sich quer durch die Stadt zieht, um neue Kontexte zu schaffen und den Blick zu öffnen für ungewöhnliche Tanz- und Theatererlebnisse.

||: Ein Bein hier und ein Bein dort :||

||:ein Bein hier und ein Bein dort:|| ist eine Reise in den Kopf eines Kindes, zu all jenen Phantasiewesen, zu allen Erinnerungen, zu den Träumen und Gedanken, die dort ihren Platz haben. Vor allem aber zu jenen Parallelwelten, die in den Köpfen leben – gespeist aus Phantasie oder Erinnerung. Es sind die Orte, an denen die Monster wohnen – die guten und die bösen – , Orte an denen das Grauen herrscht und solche, die Heimat und Trost bedeuten.

Die Fragen, die ich mir und auch den Kindern gestellt hatte waren: Was passiert mit Dir, wenn Du die Welt und fast alle vertrauten Zusammenhänge wechselst? Was bedeutet es für deine Phantasie, deine Bilder im Kopf, auch deine Bewegungen, deinen Körper, wenn sich deren kulturelle Zusammenhänge auflösen? Was für Strategien werden entwickelt, um mit der Fremdheit zurechtzukommen? Wie nimmt man Raum ein und wie macht man sich ihn zu eigen? Und: Wird die eigene Heimat auf Dauer zu einem Phantasieort – ob im Guten oder Bösen?“ (Anna Konjetzky)

Chipping

Alles vibriert: In Anna Konjetzkys chipping ist die Bühne in ständiger Bewegung: Kuben fahren hin und her – mal langsam und kaum zu sehen, mal schnell und scheinbar alles überrollend. Videoprojektionen überfluten, der Tänzerkörper wird verschluckt. Der Körper, der sich hier beständig neuen Gegebenheiten anpassen muss, der sich in einem schwankenden Stück Raum seinen Weg sucht: Jeder Schritt ein neuer Balanceakt, jede Bewegung immer neu gedacht, neu austariert, jeder Weg neu gefunden. Selbst der passive Körper kann auf dieser Bühne nicht ruhen, der bewegte Raum treibt ihn ständig an – bis zur Erschöpfung und darüber hinaus.

Rastlosigkeit ist für mich als Bewegungsforschung sehr spannend, aber natürlich ist sie auch ein gesellschaftlicher Zustand: Informationsüberflutung, Erreichbar- und Verfügbarkeit, grenzenlose Entscheidungsfreiheit und das Dictum permanenter Leistungsfähigkeit sind ein gesellschaftlicher Raum, der uns beständig zu „Schritten“ zwingt – oder sie ermöglicht.“ (Anna Konjetzky)